Myanmar - ein zauberhaftes Land, wo Maenner Roecke tragen, Betel kauen und rote Sosse auf die Strasse spucken
Ich bin in Nyaung Shwe, einer Kleinstadt am noerdlichen Ufer des Inle Sees, ca. 330 km bzw. 9 Busstunden oestlich von Mandalay, wo es auf 1000 HM wesentlich angenehmere Temperaturen hat. Hier bleibe ich fuenf Tage, erkunde die Gegend per Fahrrad und mit dem Boot. Radfahren ist ziemlich anstrengend vor allem in der Mittagshitze auf staubigen, unbefestigten Wegen mit dem Drahtesel von anno 1970. Was wuensche ich mir mein MTB. Aber ich will nicht jammern, besser als zu Fuss gehen ist es allemal. Apropos jammern. Es gibt drei Dinge, in diesem wirklich sehr zauberhaften Land, die mir gehoerig auf die Nerven gehen.
Punkt 1
Bushalteplaetze liegen gerne 20 km ausserhalb der Staedte. Besonders unspassig ist es, wenn man, was sehr ueblich ist, den Nachtbus nimmt und der, so wie am Inle Lake um 3:30 morgens frueh irgendwo im nirgendwo "ankommt" und man nur weiss, dass das eigentliche Ziel wo man hin moechte garantiert so weit entfernt ist, dass ein Fussmarsch auf keinen Fall in Frage kommt. Die Taxifahrer haben untereinander laengst Preisuntergrenzen vereinbart und nutzen ihre Position unverschaemt aus.
Punkt 2
Ein Taxi teilen, womoeglich gar zu dritt oder viert, das moegen die Herren gar nicht. Am liebsten wuerden sie jeden einzeln zum Hotel fahren. In der Regel handelt es sich um Pick-ups, wo man hinten auf der Laderampe sitzt. Die gleichen Pickups transportieren einen bei einer Abreise gemeinsam mit 8 Personen hinten drauf. Unterschied - bei der Abreise ist die Fahrt vom Hotel zum Busbahnhof im Ticketpreis bereits inkludiert. Die Preise fuer diesen oeffentlichen Nahverkehr belaufen sich auf ca 12 Dollar fuer eine 400 km Ueberlandtour, wie gesagt, pickup vom Hotel inbegriffen! Bei besagter Ankunft jedoch kostet es einiges an Ueberredungskunst Fahrer dazu zu bewegen drei Leute gemeinsam mitzunehmen um sich das Gefaehrt fuer 10 Dollar fuer 10 km zu teilen.
Punkt 3
An diesen Anblick werde ich mich definitiv nicht gewoehnen. Die Longijs, meist aus kariertem Baumwollstoff, an der taillie gewickelte Beingewaender kleiden so manchen Mann recht ansehnlich. Darueber traegt mann gerne ebenso karierte Hemden. Wer mich allerdings mit roten Zaehnen oder dem, was davon noch uebrig ist, angrinst, um den mache ich mittlerweile einen grossen Bogen, denn es ist jederzeit damit zu rechnen, dass postwendend eine Ladung roter Fluessigkeit schwallartig den Mund verlaesst. Bereits in Mandalay fragte ich mich, was es mit den vielen roten Flecken auf der Strasse, ein ziemlich unansehnlicher Anblick, wohl auf sich hat. Es ist einfach nur ekelhaft. Manche Frauen kauen das Zeug uebrigens auch, jedoch spucken sie nicht, zumindest habe ich das nicht mit ansehen muessen. So viel dazu. Sorry, das musste ich jetzt mal loswerden.
Das alles taeuscht jedoch keinesfalls davor zurueck, dass man sich in diesem Land einfach nur wie im Maerchen, einem Land vor unserer Zeit fuehlt, in dem die Menschen herzlich und ehrlich auf einen zugehen.
Die Kinder sind besonders liebenswert und genauso interessiert an uns Touristen wie unsereiner an ihnen und es macht einen grossen Spass mit ihnen. Fast alle Kinder und Frauen tragen thanaka im Gesicht, eine aus der Rinde des indischen Holzapfelbaums gewonnene Essenz, die gleichzeitig die Haut vor Sonne, Wind und Wetter schuetzt, als auch geschmeidig macht.
Die Bootstouren sind ein wirkliches Highlight am Inle Lake.
Ich schippere mit Singho bzw. Omu und anderen Mitreisenden auf dem riesigen See mit seinen weit verzweigten Wasserstrassen. Sie zeigen uns schwimmende Gaerten und allerhand Werkstaetten, wo Tuecher aus Lotus und Seide gewebt werden, Zigarren hergestellt, getoepfert Silber geschmiedet und Gold geschlagen wird. Vom Boot heraus laesst sich das Leben in den Doerfern beobachten und es ist immer wieder ein exotischer Anblick den Einbeinruderern beim Fischfang zuzusehen.
Beim Radausflug auf dem Weg zum einzigen Dorf, welches ueber Strassenverbindung erreichbar ist, treffe ich auf Louis, Angestellter der gleichnamigen Bar, der den besten Erdbeershake weit und breit zubereitet und mir seinen Unmut ueber seinen Chef klagt. Louis hat uebrigens strahlend weisse Zaehne, ja so was gibt es hier auch. Sein Chef ist dabei, das Grundstueck mitsamt der Bar bis Ende April zu verkaufen. Dann wird Louis seinen Job los und befuerchtet, wie viele hier von 2 Dollar Tageslohn leben zu muessen. 60 Dollar im Monat ist das normale Gehalt, wofuer viele von morgens bis abends arbeiten. Den Chef samt Gattin lerne ich dann auch noch kennen. Offen kommt das Thema zur Sprache. Was bleibt ihnen uebrig, wenn sie das Geld fuer die Ausbildung ihres jetzt 14 jaehrigen Sohnes benoetigen, "der es einmal besser haben soll" ...
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